…das hat Heraklit von Ephesos bereits 500 v. Chr. gesagt.
Gestern haben wir alte Fotos geschaut. Das hat sich so spontan ergeben, nachdem wir am Mittagstisch bei Eltern eine Diskussion darüber hatten, ob wir vor 10 Jahren mal zusammen auf einem Verwandschaftstreffen waren. Mein Mann hat fest behauptet “ Kann nicht sein. Kann mich daran nicht erinnern“. Meine Schwiegereltern und ich waren fest davon überzeugt. Jetzt fehlte der Beweis. Also hat mein Schwiegervater nach alten „Beweisfotos“ gesucht. Und dabei haben wir uns völlig in den Erinnerungen verloren. (Backround Info: Er ist Hobbyfotograf! Dementsprechend gibt es viiiieeeele Fotos.) So saßen wir zwei Stunden auf dem Sofa, dem Boden und haben uns alte Fotos angeschaut…Fotos auf denen ich schwanger bin (Ich sehe aus wie ein Kind mit einem Kind ;D) Fotos vom Krankenhaus, ein paar Stunden nach der Geburt…die Fotos habe ich nie gesehen. Das war so schön! Ich sehe fertig, aber so richtig glücklich aus. Fotos von unserer Zeit in Gießen, als unsere Eltern uns besucht haben. Fotos von Ostern, wo Milan das erste Mal Eier gesucht hat. Das war so lustig. Martin (Rudis Bruder) hat die Eier einfach auf dem Rasen verteilt und Milan läuft mit seinem Körbchen und sammelt sie fröhlich ein. Seitdem sind fast 12 Jahre vergangen.

12 Jahre in denen wir 4 mal umgezogen sind, ein paar mal den Job gewechselt, ein Haus gebaut haben. 12 Jahre in denen wir viele unterschiedliche Menschen kennengelernt haben, die uns geprägt, inspiriert oder vor den Kopf gestoßen haben. 12 Jahre in denen auch Rudi und ich uns sehr verändert haben. Nicht nur äußerlich (wer uns von früher kennt, weiß was ich meine ;)), sondern auch persönlich. Die Art wie wir die Welt sehen, wie wir die Menschen sehen. Die Art wir wir Gott sehen und wie wir unseren Glauben an Gott leben. Das alles gehört zu uns.
Das alles sind wir. Heute.
Menschen haben oft Angst vor Veränderung. Wir wollen schöne Momente gern festhalten und so lange darin verweilen wie es geht. Aber das geht nicht. Jeder Moment ist flüchtig im Nachhinein. Das ist auch gut so…denn auch die nicht so schönen Momente sind flüchtig im Nachhinein. Veränderung ist etwas unabdingbares, das Einzige was konstant ist.
Veränderungen machen Angst, weil wir nicht wissen was danach ist. Was ist, wenn ich es bereue? Was ist, wenn die Veränderung mich so verändert, dass ich nie wieder der Mensch bin, der ich vorher war. Das waren Fragen, die mich sehr beschäftigt haben als wir 2010 nach Gießen gezogen sind, um da in einem gemeinnützigen Hilfswerk zu arbeiten. Ohne Familie, ohne Freunde und mit einem 2 Monate altem Baby und einem 2,5 Jährigen. Die erste Zeit war hart und herausfordernd und gleichzeitig so befreiend. Veränderung kann befreien…von Prägungen, alten Mustern und Schubladendenken. Veränderung lässt uns unser Selbst hinterfragen. Wer wir eigentlich sind und was wir wollen? Veränderung zeigt uns neue Seiten an uns, Stärken, Schwächen, Wünsche, die uns in unserem bisherigen Rahmen nicht bewusst waren oder verdeckt wurden.
Veränderung kannst du nicht verhindern. Du kannst sie aber steuern oder dich von ihr steuern lassen.
Beziehungen verändern sich. Du lernst jemanden kennen. Bist verliebt. Schwärmst vom anderen…und eh du dich versiehst sind zwei Jahre vergangen. Die Verliebtheitsphase ist vorbei (psychologisch und biologisch hält die „Verliebtheit“ höchstens zwei Jahre). Die Beziehung zueinander hat sich verändert. Ihr habt euch verändert. Du hast dich verändert. Du wirst nie wieder derselbe Mensch sein, wie vor dem Kennenlernen, denn jeder Mensch prägt uns.
Du bist das erste mal schwanger, dein Körper verändert sich. Du veränderst dich. Du wirst nie wieder derselbe Mensch sein wie vor der Geburt. Du wirst nie wieder so unbeschwert, sorglos und frei sein können, weil du plötzlich diese heftige Verantwortung für einen Menschen hast.
Du wechselt deinen Job. Du ziehst um. Du beendest eine Beziehung.Du lernst jemand Neuen kennen. Du verlierst einen wichtigen Menschen. Du begegnest einem Menschen, der dich inspiriert. Du wirst krank. Du wirst wieder gesund. Hoffentlich. Du bekommst Falten. Du wechselst den Job. Du ziehst um. Du wirst 20, wirst 30, wirst 40, 50, 60, 70, 80, wenns gut läuft. Kein Wunder das Veränderung manchmal Angst macht. Aber das sich alles verändert, können wir nicht ändern. Aber du kannst aktiv oder passiv sein. Lässt du dich nur verändern oder verändert du? Nutzt du die Veränderung und machst etwas besseres draus oder sträubst du dich und trauerst dem Alten hinterher? Veränderung kann eine Chance sein! Manchmal nur um etwas über sich selbst oder andere zu lernen. Aber auch das ist eine Chance, wenn wir daran wachsen.
Veränderung ist unaufhaltsam. Sei du die Veränderung, die du dir wünscht. Verändere aktiv und mach das Beste aus jeder Veränderung auf die du keinen Einfluss hast. Nutze jede Veränderung, um die Beste Version deiner Selbst zu werden!
Wenn wir damals nicht nach Gießen gezogen wären, wenn ich eine andere Kindheit gehabt hätte, wenn ich Rudi nie begegnet wäre, wenn ich nicht jung Mutter geworden wäre oder den Mut gehabt hätte letztes Jahr zu kündigen, um was Neues zu beginnen, würdest du diese Zeilen nie zu lesen bekommen. Jede Veränderung hat mich zu dem gemacht, die ich heute bin.
Hab keine Angst vor Veränderung, sondern nutze sie!


