Spieglein, Spieglein an der Wand…

#bodypositive mehr als ein Etikett?! Selbstannahme, Akzeptanz und Selbstliebe für seinen eigenen Körper sind mehr den je ein Thema in den sozialen Medien. Weg vom Perfektionismus und vermeintlich „idealen“ Körpermaßen, hin zur Präsenz „normaler“ Körperformen und mehr Realität. Ich finds gut! Glaub ich alles, was ich sehe? Eher nicht. 

Frauen wurden schon immer als das „schöne“ Geschlecht bezeichnet. Schönheit – auch wenn sehr unterschiedlich in der Vorstellung und den unterschiedlichen Zeit Epochen – ist schon immer ein Thema in Verbindung mit der Weiblichkeit gewesen und wird es vermutlich immer sein. Der Gedanke, ob wir uns selbst als schön empfinden, hat aber weniger mit dem Schönheitsideal der Gesellschaft zu tun, als mehr mit dem Bild, welches wir selbst von uns haben. Mit dem Bild, das wir sehen, wenn wir in den Spiegel schauen. Und dieses Bild ist subjektiv. 

Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich zuerst die Dinge, die mir nicht gefallen.  Meine Augen nehmen mein Spiegelbild auf und bevor ich irgendwas „bewusst“ dazu denken oder fühlen kann, ist dieses Bild bereits durch meinen eigenen Filter gelaufen und hat entschieden, was ich sehe. Dieser subjektive Filter beinhaltet Glaubenssätze und Erfahrungen und entscheidet letztendlich, was ich über mich denke. „Nicht gut genug“ ist wohl der größte negative Glaubenssatz in meinem „Kopffilter“. Nicht nur auf mein Aussehen bezogen, sondern irgendwie auf alles, was mich betrifft. Er ist wohl mein größtes Hindernis zu meinem eigenen Glück und mehr Selbstliebe. Immerhin ist er mir mittlerweile bewusst und daher kann ich auch dagegen ankämpfen. Wir können nur gegen etwas kämpfen, was uns vor Augen ist. Wenn uns solche negativen Glaubenssätze nicht bewusst sind, haben wir schon verloren. Wenn wir uns mehr Selbstliebe und Lebensfreude wünschen, aber nicht wissen, was uns eigentlich hindert, streben wir vergeblich danach. 

Woher dieser Glaubenssatz „nicht gut genug zu sein“ ursprünglich herkommt? Tiefenpsychologisch betrachtet, hat das natürlich mit meiner Kindheit zu tun. Mit eigenen Erfahrungen und dem Bild einer Frau, welches mir vermittelt wurde. Sätze, die mich geprägt haben und auch der genetischen Veranlagung.  Was du im Spiegel siehst, ist nur deine subjektive Wahrnehmung. Es ist selten das, was andere sehen, wenn Sie dich sehen. Ein positives Selbstbild kann nur von Innen heraus kommen, wenn du dich voller Liebe und Selbstachtung betrachten kannst. Wenn dein eigener Filter Sätze wie „du bist schön“, „du bist stark“, „du bist wertvoll“, „du wirst geliebt“, „du bist gewollt“…beinhaltet und nicht Sätze wie „du bist zu dick“, „zu dünn“, „deine Nase ist zu groß“, „du bist nichts wert“, „du kannst nichts richtig machen“, „du bist nicht gewollt“… beinhaltet.

Was ich damit sagen möchte… Ja, was möchte ich damit sagen? Ich denke, dass der Versuch der Änderung der vermeintlich „objektiven“ Wahrnehmung (die es laut dem Konstruktivismus eigentlich gar nicht gibt), das Bild einer „schönen Frau“ in der Gesellschaft gut ist und auch richtig, es aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist – zumindest für uns Frauen. Für die Mädels, die noch in der Entwicklung stehen und sich natürlich mehr mit dem gesellschaftlichen Schönheitsideal vergleichen, ist die Wandlung dieses Bildes umso wichtiger. Allerdings geschieht Selbstliebe und Selbstannahme in unserem Inneren. Nur weil mir jemand sagt, dass ich mich schön fühlen soll und annehmen in meinem Körper, heißt es noch lange nicht, dass ich es kann. Dafür muss ich erst meine negativen Gedanken über mich selbst aufdecken und auflösen, um meinen Filter zu ändern und das subjektive Bild von mir. Es ist nicht entscheidend, wie ich aussehe und auch nicht, was andere sagen. Entscheidend ist, was ich über mich denke, wenn ich mich sehe. 

Ein Kampf gegen dieses negative Selbstbild habe ich letztens bei einem Fotoshooting in Sportunterwäsche geführt. Es ging um Sportunterwäsche für eine neue Marke. Als ich gefragt wurde, ob ich Lust darauf hätte, war mein erster Gedanke „ich bin nicht schön genug“.  „Ich bin nicht schön genug! Wer sagt das? Was heißt das überhaupt? Wann wäre ich denn schön genug? Gäbe es eine  Zeitpunkt, an dem ich sagen würde: ich bin schön genug. Ich bin genug?“ diese Gedanken gingen mir in den darauffolgenden Tagen durch den Kopf. Und dann habe ich mich dafür entschieden, es zu tun, um mir selbst zu beweisen, dass ich genug bin! Ich hatte das Gefühl, dass ich es tun muss, für mich… für meine innere Stimme, die mir immer wieder sagt, dass ich nicht gut genug bin. Vielleicht geht es manchen Frauen ähnlich, die ihre vermeintlichen „Makel“ auf Instagram posten mit dem Hashtag „bodypositive“. Sie wollen sich selbst und der Welt zeigen, dass sie gut genug sind…dabei sind sie soviel mehr als nur gut genug. Sie sind schön und stark! Das sehe ich, wenn ich andere Frauen anschaue. Ich wünschte, sie würden das auch sehen. Ich wünsche mir, dass ich das auch irgendwann von mir selbst sagen kann aus voller Überzeugung, aus tiefsten Herzen. Bis dahin kämpfe ich gegen meine negativen Gedanken. 

Vielleicht wäre ein weiterer guter Weg, sich weniger damit zu beschäftigen…weniger in den Spiegel zu sehen, weniger vergleichen, weniger Klamotten kaufen, um sich schöner zu fühlen, weniger Social Media…wieder mehr Zeit in Beziehungen investieren, mehr unsere Mitmenschen anzuschauen, unseren Partner, unsere Kinder, unsere Freunde. Mehr gute Gespräche führen und Komplimente verteilen, statt darauf zu warten ein Kompliment zu bekommen. Mehr lieben, mehr lachen…Am glücklichsten sind wir doch und am schönsten fühlen wir uns in der Gemeinschaft mit Menschen, die wir lieben und von denen wir geliebt werden. Wenn ich mit meinen Mann und meinen Jungs Sonntags auf dem Sofa liege, dann fühle ich mich am schönsten….ungeschminkt in Jogginghose. Ich liebe und fühle mich geliebt und das ist wohl der schönste Filter. 

Wenn wir uns wünschen, dass sich etwas ändert in der Gesellschaft, müssen wir bei der kleinsten Zelle der Gesellschaft anfangen und das sind wir selbst und unsere Familie. Negative Selbstbilder, die zum Schönheitswahn, zu Depressionen, Essstörungen, Zwangsstörungen usw. führen, werden ausgelöst durch Unehrlichkeit, Untreue, Eifersucht, Lügen, Neid, Habgier, Egoismus in den Familien, Partnerschaften, Freundschaften…die Medien und die Gesellschaft nutzt das nur aus, aber sie können dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Die Verantwortung liegt bei uns selbst. Kinder brauchen mehr Liebe und Zeit und weniger Datenvolumen. Beziehungen brauchen mehr Kommunikation und Treue. Wenn wir alle mehr lieben würden und weniger vergleichen, würden wir uns alle mehr Selbst lieben können und soviel schöner sein. Mein Wünsche und Weltansicht ist manchmal ziemlich idealistisch. Das weiß ich. Und meine Gedanken manchmal kontrovers. Einerseits erzähle ich euch von meinen Selbstzweifeln, negativen Glaubenssätzen und inneren Kampf und andererseits von einer Welt voller Liebe und Schönheit. Dabei stehe ich zu jedem geschriebenen Wort mit ganzem Herzen. Manchmal liegen einfach Welten zwischen dem was ist und dem was sein könnte. Wenn ich mich aber sehne und ausstrecke nach dem was sein könnte und dann noch den Mut aufbringe mich jeden Tag einen kleinen Schritt in diese „schöne Welt“ zu begeben, dann bin ich dem Ziel näher, als wenn ich mich mit dem Ist-Zustand einfach zufrieden gebe. 

Eine Welt voller Liebe und Schönheit, das wäre doch was… 

Uljana Löwen
Uljana Löwen

Uljana ist eine zertifizierte systemische Beraterin und angehende systemische Therapeutin mit einer Zulassung als Heilpraktikerin für Psychotherapie. Mit einem tiefen Verständnis für menschliche Systeme und ihre Dynamiken unterstützt sie Menschen dabei, ihre inneren Ressourcen zu entdecken und ihren Möglichkeitsraum zu erweitern. Uljanas Ziel ist es, ihren Klienten zu helfen, neue Perspektiven zu erkennen, sich selbst und ihre Umgebung besser zu verstehen und so fundierte Entscheidungen zu treffen, die positive Veränderungen ermöglichen. Ihre Arbeit zeichnet sich durch Empathie, Fachkompetenz und ein tiefes Engagement für die persönliche Weiterentwicklung ihrer Klienten aus.

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